Biarritz – Saint-Jean-Pied-de-Port bis Roncesvalles – Zubiri – Pamplona (132 km)
Für mich startete mein 6-Tages Jacobsweg an der Küste bei Biarritz. Dort bin ich mit dem Mietwagen hingefahren und habe ein Depot mit Klamotten im Hotel hinterlassen. Mit einem kurzen Prolog nach St.-Jean-Pied-de-Port radelte ich los. Dort bekam ich dann meinen Pilgerpass und den Ratschlag mehrere Stempel pro Tag zu holen, damit man mir glaubt, dass ich in 6 Tagen (es wurden 5) die gesamte Strecke zurückgelegt habe.
Die erste Etappe des bekanntesten Jakobswegs, dem so genannten Camino Francés, startet im französischen Ort St-Jean-Pied-de-Port und führt knapp 25 km weit über den Grat der Pyrenäen nach Spanien bis nach Roncavesvalles.
Der Ort St-Jean-Pied-de-Port umfasst knapp 1.500 Einwohner und liegt im französischen Baskenland. Sein Name bedeutet “Heiliger Johann am Fuße des Passes”.
Hier endet auch der französische Jakobsweg Via Podiensis.
Nach Saint-Jean-Pied-de-Port kann man mit dem Zug fahren, und hier gibt es mehrere Pilgerherbergen, Hotels, Privatzimmer und einen Campingplatz.
In Saint-Jean-Pied-de-Port beginnt die Passstraße über die Pyrenän nach Spanien, und hier beginnt vor allem auch der berühmteste Pilgerweg der Welt, der Camino Francés. Über 10% aller Pilger beginnen genau hier ihren 730 km langen Weg nach Santiago de Compostela.
Der Jakobsweg führt vom Ort aus hinauf zum Ibañeta-Pass (Puerto de Ibañeta oder auch Col de Roncevaux) auf 1.057 Meter Höhe, den im Jahre 778 schon Karl der Große bei seinem Spanien-Feldzug passierte.
Der Pass ist der kühlste Ort des gesamten Pilgerwegs nach Santiago. Vor allem in den Wintermonaten sollte man genau überlegen, ob eine Wanderung über den Pass nicht zu gefährlich ist.
Für den Aufstieg wählen die meisten Pilger die Route Napoleon. Im Winter und bei schlechtem Wetter bietet jedoch der Weg über Valcarlos entlang der Straßenverbindung D933 – N135 eine sicherere Alternative (und auch meine Variante mit dem Fahrrad).
In Roncesvalles (baskisch Orrega, französisch Roncevaux, deutsch Tal der Dornensträucher) am Fuß des Ibañeta-Passes endet die erste Tagesetappe. Der Ort liegt südlich des Passes auf 900 m Höhe und markiert eine wichtige Station für Pilger.
Hier im Ort fand die historische Grundlage des altfranzösischen Rolandsliedes statt: am 15. August 778 vernichteten ortsansässige Basken in der Schlacht von Roncesvalles eine Nachhut des Heeres von Karl dem Großen. Der Anführer dieser Nachhut war Graf Roland, der Namensgeber des alten Liedes.
Der Weg führt durch das von Ernest Hemmingway in seinem Roman Fiesta erwähnte Dörfchen Burguete, weiter nach Espinal, Bizkarreta-Gerendiain, Lintzoain und hinauf zum 801 Meter hohen Erro-Pass, auf dem die etwa zwei Meter große Steinplatte die Schrittlänge des Helden Roland vermessen haben soll.
Der zweite Etappe des Camino Francés endet im kleinen Dorf Zubiri, dessen Name baskisch ist und “Dorf an der Brücke” bedeutet.
Diese Brücke muss von den Jakobspilgern überquert werden, um nach Zubiri zu gelangen. Sie besteht aus zwei gotischen Bögen und heißt Puente de la Rabia, also Tollwut-Brücke.
Man muss nach altem Glauben sein Vieh drei Mal um den mittleren Pfeiler herum treiben, um es von der Tollwut zu befreien. Der Grund für diese Heilkraft soll in den Reliquien liegen, die im Mittelpfeiler verbaut sind.
Von Zubiri aus führt der Jakobsweg ins Dörfchen Larrasoaña, in dem sich die Häuser rechts und links der Hauptstraße reihen, die früher der Pilgerweg war.
Der breite Umgang vor der Kirche wurde errichtet, um den Pilgern Schutz vor schlechtem Wetter (und früher auch eine Schlafstätte) zu bieten.
In Villava (baskisch: Atarrabia) liegt die Herberge “Trinidad de Arre”, wo viele Pilger die Nacht verbringen.
Der Ort beherbergt etwa 10.000 Einwohner und bietet einige bauliche Sehenswürdigkeiten, wie die sechsbogige mittelalterliche Brücke oder die Paläste in der Straße Calle Mayor.
Der Jakobsweg führt weiter durch Burlada bis ins Etappenziel nach Pamplona (baskisch Iruñea), der Hauptstadt der autonomen Region Navarra.
Die Stadt Pamplona ist über 2.000 Jahre alt und wurde in Jahrhunderten fünf Mal zerstört, zuletzt 1521 im Französisch-Spanischen Krieg.
In den Sommermonaten sind viele Pilger in Pamplona. Auf dem Weg in die Stadt wandert man über die mittelalterliche Magdalenenbrücke (Puente Magdalena) an den Festungsanlagen vorüber und gelangt durch das Fankentor (Puerta Fráncia) direkt in die Altstadt.