Mein Hauptabenteuer für 2024 sollte das Race Across Germany werden, ein Radrennen über 1130 Kilometer, welche in maximal 58h zu bewältigen sind. Startpunkt ist Flensburg an der Flensburger Hafenspitze und das Ziel ist in Garmisch-Partenkirchen.
6 Monate Vorbereitung lagen zurück wovon die letzten 3-4 Monate von intensiven Fahrradausfahrten geprägt waren. In diesem Kontext haben ich eine Mallorcarundfahrt (einmal um die Insel – 308KM) während meines Trainingslager absolviert, die MSR (Mecklenburger Seenrundfahrt im Mai mit 300KM) sowie weiter Nacht- und Langausfahrten. Insgesamt hatte ich fast 6000 Trainingskilometer vor dem Rennen in den Beinen und fühlte mit sehr gut vorbereitet.
Auch in Sinne Investments kam einiges auf mich zu. Zum einen musste ich mir einiges an Equipment zulegen: Neues Rennrad, Fahrradlampen inkl. Akku die eine Laufzeit von mind. 8h durchhalten, sonstige Fahrradkleidung (Regenjacke, Überschuhen, Handschuhe, etc.).
Am 21.06. sollte es losgehen, zu den Deutschen Meisterschaften im Solo Supported Modus zum RAG 2024.
Mit dem Camper und sämtlichen Equipment ging es dann für ich als Startnummer 57 los zu unserem Appartment nach Flensburg. Da wir das ganze noch als Charity Aktion aufgesetzt haben um Spenden für die Hamburger Obdachlosenhilfe zu sammeln, wurde ich im Vorfeld sogar noch von HabourTown-Radio zu meinem Vorhaben interviewed. Das Interview könnt Ihr hier nachhören.
Zum Rennen
Das Rennen ist in 7Teilabschnitte mit jeweils eine Timestation am Ende aufgeteilt. An der Timestation ist jeweils eine SMS an die Rennleitung mit der Zeit, Fahrer, Zustand und einigen weiteren Informationen zu senden.
Die ersten 2 Etappen sind eher flach, danach kommt die härteste Bergetappe durch den Harz und danach wird es wellig mit der Fahrt durch Thüringen, der Rhön und dann in Richtung Bayern.
Mein Start war um 09:08h Uhr. Es ging über den kleinen roten Teppich etwas durch die Innenstadt von Flensburg. Nach ca. 4-5 KM waren die Ampelpassagen vorbei und die Strecke führte über Nebenstrecken, tlw. Kopfsteinpflaster oder rauhere Passagen durch Schleswig-Holstein. Es war alles gut zu fahren, mein Supporterfahrzeug musste bis Kiel Abstand zu mir halten, damit die Strecke nicht zu voll wird.
Insbesondere am Anfang hatte man noch sehr viele von den anderen Fahrern aber insbesondere Teamfahrzeugen gesehen. Mit Sticker am Heck waren die gut von den anderen Fahrzeugen zu unterscheiden.
Tempomäßig hielt ich mich an die Vorgabe, ca. 27-30 Km/h und nicht dauerhaft über 180-190 Watt kommen. Auch in Sinne Verpflegung konnte ich mich an den Plan halten, dass ich meine Vorgabe von 80gr Kohlenhydraten / Stunde zu mir nahm.
Ausserplanmäßig waren nur die unerwarteten Bausteillen und Umleitung, die sicherlich etwas „Zeit“ gefressen haben sowie mein kleiner Verfahrer in Kiel, da ich auf der falschen Seite der Holternauer Hochbrücke gelandet war. Somit kam ich nicht auf die originale Rennstrecke und hatte ca. 5-8 Km Umweg eingefangen.
Ab Stormarn hatten wir Regengüsse und Dauerregen, der bis in die Nacht blieb. Somit war es eine schöne Abwechslung, dass Vedat und Kim kurz vor Büchen dazustiessen und mich bis zur 1. Timestation in Lauenburg begleiteten.
Pausentechnisch hatte ich die Strecke mit meinem Coach (Henning Rudolph) in 80 Km Abschnitte geteilt. Bei 80 Km kurze Pause (Austausch Verpflegung, 160 Km Mediumbreak und 240 echte Pause mit Beinen hoch. So sollten wir bei ca. 54h Zielzeit landen, also noch Puffer bis zur Deadline (19:08 Uhr am Sonntag).
Etappe 2 wurde dreckig. Weiterhin Regen und massiver Gegenwind, gepaart von langweiliger, flacher Strecke war mein Motivationskiller. Spätestens jetzt flog ich etwas aus meiner vorgeplanten Racetaktik und mit Hinblick auf die anstehende Bergetappe war dieses der mentale Tiefpunkt. Zweifel am Finish innerhalb der Zeit waren präsent.
Hier kam das Supporterteam zum Einsatz, die remote mit Henning in Verbindung standen und unseren Baselineplan challengten. Sofern ich über einem 20er Schnitt bleiben sollte, ist alles im grünen Bereich.
Ab Mitte von Etappe 3 (ca. KM 500) drehte sich das Blatt. Die Landschaft wurde abwechslungsreicher, das Wetter besser, sogar Sonne und vor allem Wind aus Nord. Das Tempo wurde direkt besser, auch Passagen mit 30+ tlw. 40+ waren ohne größeren Aufwand möglich. Ich war back in the game.
Meine Elektronik kam dafür an die Grenzen. Zuerst die Leistungsmesser in den Pedalen, später auch mein Brustgurt, zuletzt die Schaltung am TT-Bike.
Zum Glück hatte ich 2 Räder dabei, TT für Flachetappen, RR für Nachts und die Berge.
Hintenraus konnte ich das Tempo anziehn, ich hatte auch etwas Lust zu „Ballern“. Im Tracker konnte ich somit auch Boden gut machen auf meine Altersklassen-Gegner. Als Grundziel hatten wir uns Finishen vorgenommen, vlt. wäre auch eine Topplatzierung drin gewesen, wenn man von Grund auf mehr Risiko eingegangen wäre. Aber alles gut, für das 1. Ultracycling Rennen ist und sollte das Ziel das Ziel sein.
Kurz vor Garmisch empfing mit Henning auf seinem RR und begleitet mich die letzten 25 Km bis in Ziel nach Garmisch. Dort waren meine Reserve aber schliesslich auch leer und ich fuhr mit dem fast letzten Tropfen Energie ins Ziel: 56h 46 war meine Zielzeit nach Garmin.
Was ein Ritt, was ein geiles Projekt – Tolles Erlebnis, das im Teammodus mal gemacht zu haben. Einen schönen Zusammenschnitt meiner Tour im Youtube Video.