Ironman 70.3 Rügen – 2016

Um 10:15 Uhr fiel dann der Startschuss für mich. Die Ostsee war sehr ruhig und machte ein schnelles Schwimmen möglich. 

Entgegen meiner Rügen Premiere von 2014 wo es noch gestürmt und geregnet hatte, zeigte sich Binz und die ganze Insel von der besten Seite. Top Bedingungen.

Den Laufkurs hatte man im Vergleich zu 2014 umgeplant. Hübscher wie ich finde mit mehr Schleifen aber auch 2 fetten Rampen. Die haben mir dann auch den Saft gezogen aber eigentlich war ich rundum zufrieden.

Ergebnis: 05:25:26h (38. AK, 34:37 Swim, 02:39:15 Bike, 02:04: 36 Run)

Ironman Frankfurt 2016

Nach meinem Ironman Nizza brauchte ich erstmal eine Pause. Das Virus Ausdauerevents hatte mich erwischt, ich war aber erstmal nicht bereit, die hohen Intensitäten sowie Volumina zu trainieren und die Entbehrungen zu kaufen. Alternative Events fand ich mit dem Ötztaler Radmarathon (2013), Ironman 70.3 Wiesbaden (2013), Ironman 70.3 Rügen (2014).

2016 waren die Lust wieder groß, auch mal wieder auf die Langdistanz zu gehen. Erinnerungen an Details zur Vorbereitung fehlten mir und die Anmeldung kam auch sehr spontan (über das Nirvana Programm). Hauptgrund war, dass ich lange beruflich in Frankfurt war und hier mal Sport und Berufslokation verbinden wollte.

Logistisch ist es nicht ganz einfach, da man den Checkin am Waldsee Langen hatten, was schon etwas Fahrt von der Frankfurter Innenstadt ist. Der Race-Tag begann sehr früh um 03:00 Uhr. Ich nahm einen der ersten Shuttlebusse aus der Frankfurter Innenstadt zum Waldsee. Das Swim war waren 2 Loops mit einem kurzen Ausstieg bei guter Wassertemperatur. Schon beim Schwimmen war klar, das Ziel ist das Ziel. Durchkraulen war aufgrund fehlender Kondition nicht möglich, zum Glück bin ich aber auch ein passabler Brustschwimmer. Insgesamt war ich mit der Zeit aber zufrieden. Nach einer kurzen Wechselzone ging es aufs Rad mit dem Zubringer nach Frankfurt City, danach ins Umland wo uns einige tolle Stimmungsnester begrüßten. Auf der zweiten Radrunde wurde es sehr nass. Sturzregen und gefühlter Temperatursturz. Von Kälteanfällen geplagt, stieg ich vom Rad und wurde auch erst nicht richtig warm beim laufen. Hier hätte ich mir mal (für Notfälle) eine Laufjacke o.ä. in den Wechselbeutel packen sollen. 

Die Stimmung auf 2 der 4 Laufrunden war grandios. Immer rund um den Römer am Main entlang ist ein Highlight. So blieb der Lauf kurzweilig und schön. Die Körner verliessen mich jedoch völlig. Ich meine die letzten 2 Laufrunden war es eher ein Walk & Run bis zum grandiosen Zieleinlauf am Römer. Definitiv eine Mega Eventlocation. Ich war mich sicher, dass würde meine letzte LD sein, mit dem Wissen von heute weiss ich, es kam anders. 

Zielzeit: 12:42:24 (01:08:39, 05:55:17, 05:28:35) Platz 421 AK

Paris-Rubaix-Challenge: Durch die Hölle

Paris-Roubaix-Challenge: das ist die Hobbysport-Version des bekanntesten Radsport-Klassikers der Welt. 172 Kilometer, 29 Pavé-Sektoren, Schmerzen garantiert

Sterne sind faszinierend. Friedlich schweben sie nachts im dunkelblauen Nichts. Je mehr man von ihnen sieht, desto schöner sind sie. Das dachte ich zumindest bis zur Paris-Roubaix-Challenge. Dort stehen sie zu fünft nebeneinander auf einem Schild und kündigen den nächsten Kopfsteinpflaster-Abschnitt an. Je mehr Sterne auf dem Banner stehen, desto schlimmer ist der Zustand des Pflasters – des Pavés.

Die Folge: verkrampfte Unterarme, vor Schmerzen deformierte Gesichter überall – meines inklusive. ­Carrefour de l’Arbre heißt der Sektor, der mir kurz vor dem Ende der Challenge noch einmal alles abverlangt. Er ist einer von zwei Sektoren mit der höchsten Schwierigkeitsstufe bei Paris-Roubaix, der Königin aller Radsport-Klassiker. Das Rennen, das man entweder hasst oder liebt. Das Rennen, das härter, schlimmer und schöner als jedes andere ist.

172 Kilometer – das sind die drei verschiedenen Distanzen, zwischen denen man bei der Paris-Roubaix-Challenge wählen kann. Bei der längsten Strecke fährt man den Original-Teil des Profirennens und muss damit alle Kopfsteinpflaster-Sektoren absolvieren. Lediglich die rund 90 Kilometer lange asphaltierte Anfahrt bis zur ersten Pavé-Passage bleibt den Jedermann- und Hobbyfahrern erspart.

Bei der Paris-Roubaix-Challenge existiert keine genaue Startzeit, sondern eine Start-Zeitspanne.

Von 7 Uhr bis 9 Uhr kann man auf die Strecke. So entzerrt sich das Teilnehmerfeld, das Gefahrenpotential wird minimiert. Wie wichtig das ist, zeigt sich schon nach elf Kilometern auf dem ersten Pavé. Auf den schmalen Straßen wird es eng, das Manövrieren auf dem Pflaster ist schwierig und die Ideallinie will sowieso niemand verlassen. Bei der Ideallinie handelt es sich dabei um einen 20 Zentimeter breiten Ackerstreifen, der entweder links oder rechts neben den Cobbles wenigstens etwas Pause von den Schlägen und den Schmerzen bringt. Noch nie habe ich mich so darüber gefreut, mit dem Rennrad auf einem braunen, dreckigen, festgetretenen Erdstreifen zu fahren wie bei der Paris-Roubaix-Challenge. Man lernt die einfachen Dinge zu schätzen.

Je länger das Rennen dauert, desto schlimmer wird das Gefühl auf dem Pflaster. Zwischen den Sektoren hat man gerade einmal vier, fünf, manchmal zehn Kilometer Pause. Zu wenig, um sich zu erholen. Irgendwann vergehen die Schmerzen im Nacken, im Rücken, in den Gelenken, eigentlich im ganzen Körper nicht mehr. Und dann kommt schon wieder das nächste Banner mit Sternen darauf. Erbarmungslos. Endlos.

Die Pflastersteine werden von den Anwohnern liebevoll „Würfelzucker“ genannt, weil sie kantig sind. Die runde Version heißt „Melone“. Süß ist daran aber gar nichts. Darauf zu fahren ist anstrengender als jeder Berg. Und macht eigentlich keinen Spaß. Vor allem dann nicht, wenn die Geräusche des Rads hinzukommen. Es kracht, vibriert und knarzt. Materialschonend ist anders. Auf einem Pavet hat es auch meine Bremse zerlegt. Die Schraube hat sich einfach losgerüttelt.

Wir sind gemeinsam durch die Hölle gefahren, haben sie überlebt und biegen nach 172 Kilometern nebeneinander in das Velodrom von Roubaix ein. Es ist ein magischer Moment.

Abschlussetappe (Day 4) unserer Alpentour

Tag 4 wurde wieder sehr knackig. Mit ca. 100 Km und 2000 Höhenmeter ging es über den Mandelpass und Gampenpass zurück zu unserem Startpunkt nach Lana.

Day 2 Alpentour – Sterzing nach Kastelruth

Am Tag 2 war ordentlich klettern angesagt. Im Ergebnis wurden es knapp 100 Kilometer mit über 2800 Höhenmetern mit Überfahren des Penserjochs. Ziel war das Bergdörfchen Kastelruth, was man von der berühmten Spatzen-Band kennt. Dieses Dörfchen begrüßte uns dann auch gleich mit einem Umzug und einen tollen Wirtschaft am Abend. 

Alpentour – Day 1 – 26.06.2015

Die erste Etappe hatte den Jaufenpass als Ziel. 

Von unserer Homebase Lana ging es eigentlich permanent bergauf bis zum Gipfel des Jaufenpasses. Danach folgte eine kurze Abfahrt nach Sterzing, wo wir samt Gepäck uns dann eine Bleibe gesucht haben. 

Ötztaler Radmarathon 2013

25. August 2013. 4:00 Uhr Morgens. Der wunderbar heiße und radfahrerfreundliche Sommer hat sich über Nacht verabschiedet. Wie das Amen im Gebet. Justament vor dem Start des Ötztaler Radmarathons 2013. Who cares. Ich bin schon mal munter. Also gehe ich frühstücken. Die Entscheidung trotz des Sauwetters zu fahren war bereits längst gefallen. Ein DNS stand gar nie zur Diskussion.

Es ist 6.00 Uhr. Noch 45 Minuten bis zum Start. Es regnet stark. Ich rolle zum Start. Nach ca. 100 Metern bin ich bereits nass. Als alter Fuchs weiß ich wo ich mich aufstelle. Diesmal ist es schwieriger. Blockieren jede Menge Regenschirme nicht nur die Sicht, sondern auch das Weiterkommen. Man stelle sich an die 3000 Radfahrer und nochmals so viele persönliche Betreuer vor. Weibliche. Der Mann fährt. Die Frau hält trocken. Rollenverteilung beim Ötztaler. Seit Jahren. Von den ca. 2.300 klassifizierten Fahrern waren 83 Frauen.

6.45 Uhr. Es geht los. Die knapp 40 km von Sölden nach Ötz werden halbwegs diszipliniert gefahren. Danke an alle rund um mich. Es regnet immer noch. Entlang der Strecke viele Zuseher. Die zwei Kehren kurz vor Ötz fahre ich in Super-Slow-Motion. Bremsleistung bereits jetzt bei knapp Null. Die Straße ist ein Bach.

Knapp 41 Minuten brauche ich bevor ich rechts in den Berg abbiege.  Es geht 18 km hinauf. Und es regnet immer noch. Das bestens gepflegte Rad war einmal. Die Kette schmiert schon lange nicht mehr. Es ist laut. Entweder ist das mein Rad, oder es sind die anderen Räder. Dass es immer noch regnet brauche ich nicht zu erwähnen. Aber es geht bergauf. Das wärmt von innen. Meine Kleidung bereits um 5 kg schwerer. Voll durchnässt. Ich spüre das Wasser am Steißbein. Je näher ich der Waldgrenze komme, desto näher komme ich auch an den Schnee. Dieser hat sich bis ca. 2.200 Metern heruntergewagt. Das Kühtai liegt auf 2.000 Metern. Es hat knapp 3 Grad. Zum Glück Plus. Ich habe Mühe beim Fotografen zu Posen. Mir ist kalt. Den Pass erreiche ich noch unter 2 Stunden. Grenzgenial. Oben labe ich mich das erste Mal. 

Es folgt die Abfahrt nach Kematen. Weiterhin Regen. Starker Regen. Bäche kreuz und quer über die Straße. Viehsperren. Und mein Nacken samt Kiefer starr. Ich kann mit nicht umdrehen um zu sehen, ob ich verfolgt, überholt oder überfahren werde. Und ich zittere. Meine Arme und meine Beine sind unkontrollierbar. 

Von Kematen nach Innsbruck fahre ich in einen kleinen Gruppe mit gutem Tempo.  Also Kette rechts und vollgas. Es geht durch Völs. Es geht durch Innsbruck. Und der Regen ist auf einmal warm. Im Vergleich zum Kühtai. Ich stelle mir vor in einem Sommergewitter zu sein. Die Motivation steigt.

Es geht hinauf nach Schönberg. Ich bin immer noch allein. Wo sind sie denn alle. Vorbei an der Abzweigung nach Mutters.  Es geht unter der Europabrücke durch. Mittelschwer bergauf. Mein Puls immer konstant unter 160. Hier kann man gerne überpacen. Ach ja. Es regnet immer noch.

Richtung Matrei will ich essen. Der Himmel ist jetzt nicht mehr grau. Kleine weiße Fenster sind sichtbar. Und je näher ich mich dem Brenner nähere auch blaue. Wir fahren auf eine größere Gruppe auf.  Gries am Brenner. Die Sonne blinzelt durch. Die letzten 2 Steigungen hinauf auf den Brenner. Hier stehen Betreuer über Betreuer. Noch mehr als am Kühtai. 

Die Labe hinterm Brenner nehme ich mir zur Brust. Nudelsuppe. Ein paar Stück Kuchen. Der Körper hat längst schon auf Durchkommen umgeschaltet. Es geht jetzt ums Überleben. 120 km sind passè. 110 km warten. Mit Jaufenpass und Timmelsjoch.

 

Eigentlich beginnt der Ötztaler Radmarathon am Brenner erst so richtig. Das Vorher ist nur Geplänkel. Ein Kühtai gleich zum Frühstück kann nicht weh tun und eine Gruppenfahrt auf den Brenner ebenso nicht. Diesmal war es aber anders. Die vier Stunden Regen haben mir, meiner Kleidung und meiner Princess of Pain schon mächtig zugesetzt. 

Vom Brenner geht es die Bundesstraße hinunter über Gossensass nach Sterzing. Vereinzelt finde ich ein paar Radfahrer, welche ich mein Velo fest am Unterlenker haltend mit Kette rechts einhole und überhole. Das Triathlon Training lässt grüßen. 

Die Temperatur hat zwischenzeitlich frühlingshaftes Niveau erreicht und die Sonne wärmt die geschundenen Muskeln. Es geht hinein nach Sterzing. Die Zuseher hier stehen in Massen. Ob die wissen, was wir bis hier durchgemacht haben? Die Carabinieri sperren alle Zu- und Ausfahrten vorbildlich ab. Mit mehr als 100 Umdrehungen die Minute pflüge ich durch die Fuggerstadt. Wie im Rausch und unter Drogen.

Wir biegen ins Ratschingstal ein. In ein paar Kilometern beginnt der Anstieg zum Jaufenpass. 

Kurz vor dem Anstieg noch aufmunternde Worte von den Zuschauern. Ich überquere die Datasport Zeitnehmungsmatte. Von hier sind es 14 km bei durchschnittlich 10%. Natürlich nehme ich wieder Tempo heraus. Ich bin nicht einer der voll in den Berg fährt. Fahren kann. Ich muss meinen Rhytmus finden. Nach ca 1 km habe ich diesen. Ich bleibe stehen. Mir ist zu heiß. Ich entledige mich der dünnen Regenjacke und mache mir auch die Ohren frei.

Der Jaufenpass ist grundsätzlich kein schwerer Pass. Trotzdem hat er so seine Tücken. Die ersten Kilometer sind voll in der Sonne. Und die heizt derzeit ganz schon ordentlich ein. Lange Rampen wechseln sich mit steileren Kehren ab bis man Kalch erreicht. Von hier windet sich die Straße dann durch den Wald und wird verhältnismäßig flacher. An die 7 – 8%.  So werden die letzten 600 Höhenmeter und 9 Kilometer zur Tortur. Ich schlängle ich mich hoch. Immer knapp um die 10 bis 11 km/h. Wohl typisch für dieses Rennen.

Ich kann den einen oder anderen doch überholen und werde auch öfters überholt. Oberhalb der Baumgrenze das übliche Bild. Ich sehe die gesamte noch zu fahrende Strecke. Und die Labe. Diese erreiche ich. Nudelsuppe. Cola. Kuchen. Etwas Trockenobst und ein Besuch beim Mavic Servicewagen.  2 Kehren, 1 Fotograf und die Zeitmatte noch. Nach 6h 15 erreiche ich den Jaufen. Das ist immer noch just in time.

Die Abfahrt nach St. Leonhard nehme ich voll. Die Straße ist trocken. Die Bremsen greifen. Ich stürze mich hinunter. Überhole gleich mehrere Radfahrer. Weiter unten präsentiert sich die Straße als Speedstrecke. Perfekt ausgebaut. Gesperrt. Trotz Kurven kann ich eine millimetergenaue gerade Linie fahren. 

Jetzt wartet das worauf ich mich immer am meisten fürchte. Die Mauer von St. Leonhard mit ihrer dazugehörenden Hitze. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht. Entlang der Mauer hat es an die 50 Grad. Ich entledige mich auch noch der Handschuhe.  Durch die Tunnels bis ins kleine beschauliche Dörfchen. Meine Geschwindigkeit hat jetzt Schnecken Niveau. Gerade noch schneller, als wenn ich mein Rad schieben müsste. Alles wirkt jetzt so langsam. Nach Moos eine Kehre und dann geht es noch steiler hinauf. Ich versuche gerade zu fahren. Neben mir zick zackt einer.

Als sich die Straße wieder vernüftigen Steigungsgraden nähert (das ist alles bis 10°) und die lange Gerade bis zur Labe nach Schönau sichtlich ist, beflügelt mich irgend etwas wieder. Ich kann Tempo aufnehmen und mich auf die letzten 11,9 km zum Timmelsjoch vorbereiten. An der Labstation selber wollte ich nicht stehen bleiben. Wollte. Ich holte mir noch eine Suppe.

Bald hast du einen Traum. Bald. Es werden wohl noch an die 60 Minuten sein. Die Straße hier ist in den Berg gemeiselt. Das Wetter mittlerweile ein Traum. Die Endzeit ist längst schon egal. Auf der Seeberalm, die allerletzte Labe, bleibe ich auch nochmals stehen. Gewaltig das Panorama und die Straße. Immer wieder. Ehrfürchtig blicke ich nach oben. 

Ich habe plötzlich wieder richtig Kraft. Die letzten 7 km bis zum Timmelsjoch sind psychisch ein Graus. Die Erlösung ist dann der Tunnel. Noch 1000 Meter bis zum Pass. Ich schalte auf Kette rechts. Nicht lang. Dann überquere ich die Zeitmessung und fliege Richtung Ziel. 

Es kommt zum Gegenanstieg. St. Pauli verliert an Boden. Steigt quasi ab ;-). Die letzten Höhenmeter. Ich nähere mich der Mautstelle. Es ist geschafft. Jetzt nur mehr heim. >80 km/h Spitzengeschwindigkeit erreiche ich hier von Hochgurgl Richtung Abzweigung Obergurgl/Sölden.

Einmal links. Einmal rechts. Und wir sind in Sölden. 1000 Meter Marke. Es geht rechts über die Brücke. Zeitmessung. Immaginäre Ziellinie. Aus. Fertig. Geschafft. 

Fazit:

Es war kalt. Es war nass. Es war langsamer als erhofft. Und zum Schluss hat’s Spass gemacht. Schade. So nehme ich den “Ötzi” mit guten Schlusserinnerungen mit.

Ironman Nizza 2013

Nizza war der Startschuss in den Langdistanz Triathlon. Auf der Suche nach dem WARUM hat uns Lone Köhler im Nachgang interviewt. 

[Quelle Lone Köhler im Interview im Format Direkter Draht im Nachgang mit uns]

Boxkampf und Wadenkrampf

Gut 226 Kilometer, 2330 Höhenmeter, 2600 Menschen und gefühlte 38 Grad – das ist der Ironman-Triathlon in Nizza in Zahlen. Durch den zeitgleichen Start der 2600 Teilnehmer, gleicht die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke einem Boxkampf, die 2330 Höhenmeter mit dem Fahrrad zu erklimmen, provoziert schnell einen Wadenkrampf und ein abschließender Marathon sorgt endgültig für die totale Erschöpfung.

Der Ironman in Nizza ist eine der herausforderndsten Triathlon-Langdistanzen der Welt. Die Schwimmstrecke im offenen Meer, das Höhenprofil der Radstrecke und nicht zuletzt das Klima sind verantwortlich für die höchste Abbruchquote (25%) bei einem Ironman. Andreas Zaun und Benedikt Schreiner haben sich dieser körperlichen und mentalen Herausforderung gestellt und berichten über ihre ganz besondere Grenzerfahrung.

Direkter Draht: Vor anderthalb Wochen war Euer großer Tag. Was kommt Euch als erstes in den Sinn, wenn Ihr daran zurück denkt?

Andreas Zaun: Die 12 Stunden kommen mir heute wie im Zeitraffer vor. An den Zieleinlauf erinnere ich mich aber sehr gut. Meine beiden Jungs haben mich in der Einlaufzone in Empfang genommen und durften die letzten Meter mit mir zusammen durch das Ziel laufen – das war schon ein besonderer Moment. Ansonsten hab ich die Schwimmstrecke noch gut in Erinnerung: gefühlt war das ein Boxkampf, der über 3,8 Kilometer ging!

Benedikt Schreiner: Rückblickend ist die Zeit des Wettkampfes auch aus meiner Sicht wahnsinnig schnell rum gegangen. Davor fragt man sich noch, wie man die 11 oder 12 Stunden Höchstleistung schaffen soll und dann geht alles doch so schnell. Es hat aber auch vier bis fünf Tage gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich es geschafft habe. Eine schöne Erinnerung während des Marathons waren die Zuschauer, die den Läufern auf der Strecke unaufhörlich „Courage!“ oder „Allez!“ zuriefen – das hat auf den letzten Metern nochmal unheimlich motiviert.

DD: Was ist Eure bewegendste Erinnerung?

AZ: Nervenaufreibend war das Gefühl, dass ich die falsche Strecke beim Radfahren genommen habe. Ich war alleine auf der Straße und sah andere Fahrer weiter oben. Die Streckenposten riefen mir „à droit!“ zu – also rechts lang. Die anderen Fahrer sah ich aber eher linker Hand. Ich entschloss mich also, auch links zu fahren. Nach 20 Minuten und einigen Überlegung, ob Umkehren eine Option wäre, habe ich endlich realisiert, dass ich doch richtig war! Allein die Vorstellung, den Ironman nicht zu schaffen, weil ich mich verfahren hatte, war fürchterlich. Ganz zu schweigen von den Sprüchen, die ich mir biszum Lebensende hätte anhören müssen!

BS: Meine bewegendste Erinnerung bezieht sich nicht auf den Wettkampf selbst, sondern auf einen Moment danach: Als wir abends mit dem ganzen Trupp im Restaurant waren, kam eine Frau auf mich zu und fragte, ob ich den Ironman gemacht habe. Ich bejahte die Frage, worauf hin sie mich herzlich beglückwünschte. Da habe ich realisiert, dass es doch außergewöhnlich war, was man da geleistet hat. Und zu erkennen, dass man wildfremdeMenschen so bewegt, dass sie einem gratulieren, das war schon ein toller Moment!

DD: Wie kam es zu dem Entschluss, ein Ironman werden zu wollen?

BS: Das ganze fing eigentlich damit an, dass Andreas nach seinem ersten Triathlon gesagt hat: „Olympiadistanz ist doch schnulli!“. Da ist der Ironman ja die logische Konsequenz und ich habe mich anstecken lassen.

AZ: Ja, das war damals leicht gesagt! Ich habe eine „Lebens-ToDo-Liste“, auf der stehen so um die fünfzig Dinge, die ich in meinem Leben mal gemacht haben will. Ein Punkt davon ist der Ironman und da stellte sich die Frage: Warum eigentlich nicht jetzt?

BS: Es geht auch um die Herausforderung etwas zu machen, was nicht alle können. Klar kann jeder hart und lange für etwas trainieren, aber es gehört auch immer eine Auseinandersetzung mit Geist und Körper dazu. Und natürlich ein Trainingspartner, mit dem man das Ziel verfolgen kann und der alles mit einem durchsteht.

DD: Wie und wie lange habt Ihr Euch vorbereitet?

AZ: Ich habe mich neun Monate gezielt vorbereitet, hatte ja aber schon eine gewisse Grundfitness.

BS: Bei mir waren es ebenfalls 9 Monate. Die Hälfte davon besteht aber darin das Trainieren zu trainieren. Das heißt, es gilt so fit zu werden, dass man die langen und ausdauernden Trainingseinheiten für den Ironman überhaupt absolvieren kann. Daneben muss man sich neben der körperlichen Fitness auch ernährungstechnisch und mental vorbereiten. Ich bin zur mentalen Vorbereitung zum Beispiel den Hamburg-Marathon gelaufen, um diese Erfahrung vor dem Ironman gemacht zu haben.

AZ: Insgesamt sind wir in den letzten neun Monaten jeder 120 Kilometer geschwommen, 4000 Kilometer Rad gefahren waren 1500 Kilometer laufen. Angefangen haben wir mit sechs bis acht Stunden in der Woche und ab März waren es dann schon so um die 20 Stunden.

DD: Wie habt Ihr es geschafft, das Trainingspensum mit Beruf, Familie und Freunden unter einen Hut zu bringen?

AZ: Ich habe meine Familie und Freunde frühzeitig eingebunden und hatte vollen Rückhalt. Das Training muss man dann so legen, dass man morgens vor der Arbeit trainieren geht, oder abends, wenn die Kinder im Bett sind. Die letzten Urlaube sind auch für das Training draufgegangen. Dass Entbehrungen dazu gehören, muss einem bewusst sein und natürlich funktioniert das nur, wenn die Familie auch dahinter steht.

BS: Mir war klar, dass jede freie Minute für das Training draufgehen wird. Zum Glück ist meine Freundin auch begeisterte Triathletin und somit ist die Akzeptanz für den Sport natürlich da. Es gehört aber auch enorm viel Organisation dazu, alles unter einen Hut zu bringen.

AZ: Teilweise kann man das Training auch ganz gut in den Alltag integrieren. Zum Beispiel kommen meine Kinder manchmal mit zum Schwimmen. Viel schwerer wiegt aus meiner Sicht der finanzielle Aspekt – der ist definitiv nicht zu unterschätzen.

BS: Dem stimme ich zu! Man sollte sich schon bewusst sein, wie teuer alles ist. Angefangen bei mehreren Paaren Laufschuhe, die man durchläuft, über die Fahrräder bis hin zu Trainings-Urlauben.

DD: Was ist das nächste sportliche Ziel?

AZ: Am 24. August nehme ich am Ötztaler-Radmarathon teil – eine Alpenüberquerung per Rad über 238 Kilometer und 5500 Höhenmeter.

BS: Ich mache noch ein, zwei Triathlons dieses Jahr. Und auch wenn ich gesagt habe, ich mache es nie wieder: noch ein Ironman ist schon reizvoll. Konkret liebäugle ich mit einem halben Ironman, der im September auf Lanzarote stattfindet.

DD:Vielen Dank und weiterhin viel sportlichen Erfolg!

Meine Zielzeit: 12:02:36 (01:11:44, 06:13:21, 04:25:50) Platz 249 AK

Einen weiteren Artikel über unseren Ironman in Nizza kann man hier nachlesen. (Gila Thieleke mit Fragen zu unserer Motivation aus dem Jahr 2012)

Tag 6 – Jacobsweg mit dem Rennrad

Jakobsweg Spanien (Camino Francés)
von O Cebreiro nach Santiago de Compostela (166 km)

auf 1300 HM habe ich in einer schönen Berghütte übernachtet. Nachdem ich keine Muscheln für die Wegführung mehr sehen konnte und auch durchgefroren war, kam die Hütte perfekt. Von hier ging es auf die Finaletappe. Wenige Kilometer westlich von O Cebreiro liegt Liñares, dessen Ortsname sich auf die königlich zugestandenen Flachs-Pflanzungen bezieht. Typisch für diese Gegend ist die aus Feldsteinen gebaute einschiffige Kirche San Esteban, die einen kurzen Besuch wert ist.

Auf dem Weg nach Hospital da Condesa passiert man neben einer kleinen Kapelle auf der Sankt-Rochus-Höhe Alto de San Roque eine alte Skulptur, die einen Pilger zeigt, der sich gegen den Stirum stemmt.

In Hospital da Condesa findet man mit der Kirche San Xoán einen weiteren Feldsteinbau.

Weiter geht es nach Padornelo. Wo heute der Friedhof liegt, stand früher die Kirche Santa Magdalena, daneben gab es im Mittelalter ein Pilgerhospiz. Padornelo verfügte im Mittelalter über ein Pilgerhospiz neben der nicht mehr existierenden Kirche Santa Magdalena. An ihrem Standort wurde der jetzige Friedhof angelegt.

Auf 1337 Metern Höhe liegt der Pass Alto do Poio. Hier hielten die Johanniter neben der Kirche Santa Maria eine Komturei – heute gibt es noch eine Marien-Kapelle und ein bei Pilgern sehr beliebtes Restaurant, das ebenso als Herberge genutzt wird (meine Unterkunft der letzten Nacht).

Fonfría (zu deutsch „Kaltenquell“) ist der nächste Ort auf dem Camino Frances der weiter nach Biduedo führt. Auch hier gibt es mit der Emrita de San Pedro eine kleine Kapelle aus Feldstein und typischem Schieferdach.

Über die kleinen Orte As Pasantes und Ramil führt der Weg nach Triacastela. Leider sind von den drei Burgen auf die sich der Ortsname bezieht, keine Reste mehr erhalten. In alten Pilgerberichten heißt es, die Wanderer sollen den Bau der Kathedrale von Santiago de Compostela einen Stein aus dem nahegelegenen Kalksteinbruch bis zu den Brennöfen in Castañeda tragen.

 

Gute zwei Stunden nach Verlassen des Ortes Traicastela erreicht man Samos, einen Ort, der um das Kloster San Xulián y Basilisa de Samos entstand.

Kloster San Xulián de Samos

 

Kloster San Xulián de Samos. Foto: José Martinez

Das Kloster hat eine lange  Geschichte, gegründet von dem Mönch Martin von Braga, der Mitte des sechsten Jahrunderts lebte, war es später Zufluchtsort des Königs Alfons der Keusche. Er wuchs hier auf und versteckte sich später im Jahr 768 vor den Mordplänen seines Onkels.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Kloster ständig vergrößert, was man durch die unterschiedlichen Baustile gut erkennen kann.

Eine weitere Sehenswürdigkeit in Samos ist die Capilla des Salvador / Capilla del Ciprés, eine Kapelle aus dem 9-10. Jahrundert, die im Schatten einer fast tausendjährigen Zypresse liegt.

Brücke Ponte da Aspera am Jakobsweg kurz hinter Sarria

 

Brücke Ponte da Aspera am Jakobsweg kurz hinter Sarria. Foto: Miguel Pereiro

 

 

 

 

 

Für Fußpilger liegt die Mindeststrecke bei 100 Kilometer um nach Compostela zu gelangen. Daher kommt Sarria besondere Bedeutung hinzu, da dies der letzte verkehrsgünstige Ort außerhalb der 100-Kilometer-Grenze ist.

Eine gute Stunde westlich von Sarria liegt Barbadelo. Anfang des 11. Jahrhunderts war Barbadelo ein Doppelkloster, das von Samos abhängig war. Später wurde es zu einem zivilen Ort mit einer normalen Pfarrgemeinde.

Der nächste Ort auf dem Jakobsweg ist Mercado de Serra, dessen sich aus Markt (Mercado) und dem ortsbestimmenden Zusatz am / vom Gebirge (de Serra) zusammensetzt.

Brea ist für viele Pilger ein wichtiger Ort, da hier der Kilometerstein 100 steht, der die Mindestlaufstrecke für Fußpilger markiert.

Weiter geht es nach Ferreiros. Der Ortsname verweist auf einst hier befindliche Schmieden hin. Ein Besuch der Kirche Santa María de Ferreiros lohnt sich. Die kleine romanische Kirche wurde 1790 abgetragen und am heutigen Standort, dem Friedhof, wieder aufgebaut.

Vilachá ist der nächste Ort, in dessen Nähe sich noch Ruinen des Klosters Santa María de Loyo befinden. Hier wurde Ende des 12. Jahrhunderts die erste Satzung des Santiagoritterordens verfasst.

Ziel der Etappe ist Portomarín, ein Ort der aufgrund seiner Brücke über den Miño schon immer als ein bedeutsamer Piglerort galt. Erstmals wurde er im achten Jahrhundert erwähnt, hat aber auch zahlreiche archäologische Zeugnisse vorzuweisen, die auf eine alte Existenz hinweisen.

Nach dem Start in Portomarin erreicht man erst das Örtchen Gonzar mit der kleinen Kirche Santa Maria.

Nach weiteren acht Kilometern folgt Ligonde. Die Geschichte des Ortes lässt sich bis ins zehnte Jahrhundert zurückverfolgen. Hier gibt es neben dem Pilgerfriedhof noch einen auf 1670 datierten Kreuzstock, der zu den bekanntesten „Cruceiros“ am Camino Frances gilt.

Kirche San Tirso in Palas de Rei
Kirche San Tirso in Palas de Rei

Palas de Rei, zu deutsch „Königspalast“ bildet schon das Ziel dieser Etappe. Trotz dieses prachtvollen Namens gibt es keine eindeutigen Belege, dass der Ort tatsächlich Königssitz oder auch Bischofssitz gewesen ist. Fakt ist jedoch, dass die Kirche San Tirso kunsthistorischen Wert hat und auch die in dem benachbarten Vilar de Donas gelegene Salvadorkirche mit den Freksen geschmückte romanische Kirche einen Besuch wert ist.

Über Santa Irene, einem Weiler am Jakobsweg mit einer kleinen Kapelle aus dem 18. Jahrhundert geht es nach Amenal und Lavacolla. Hier mussten sich die Pilger früher reinigen, bevor sie nach Santiago einzogen. Der Ort liegt in direkter Nachbarschaft zum Flughafen von Santiago.

San Marcos ist der letzte Ort bevor man Santiago de Compostela erreicht. Die Kathedrale ist bereits von hier zu sehen. Früher gingen die Pilger von hier an barfuss, mit dem Pferd an der Leine, die letzten Kilometer. Heute ist der Brauch weitestgehend unbekannt, es ist aber ein guter Tipp, um geistig von der langen Wanderung abschied zu nehmen und die letzten Schritte bewusst wahrzunehmen.

Nach den letzten fünf Kilometern endet der Camino Frances in der galizischen Hauptstadt Santiago de Compostela.